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«Lifestyle» und Fortpflanzung

Unter Lifestyle wird hier die allgemeine Lebensführung verstanden, nicht ein Schwelgen in Luxus. Ob der Kinderwunsch in Erfüllung geht, hängt von folgenden Aspekten der Lebensführung ab:

 

  • Kinderwunsch hinausschieben: In Holland ist das Alter bei der Geburt des ersten Kindes von durchschnittlich 25 im Jahr 1965 auf fast 34 im Jahr 1999 angestiegen; eine ähnliche Entwicklung findet man in ganz Westeuropa. Bei der Glaubensgemeinschaft der Hutterer, welche jegliche Verhütung ablehnt, konnte eine Abnahme der weiblichen Fruchtbarkeit vom Maximum mit 21 Jahren auf noch die Hälfte mit 35 Jahren nachgewiesen werden. Mit zunehmendem Alter nimmt, von Frau zu Frau unterschiedlich stark, die Anzahl verfügbarer Eizellen ab, und die verbleibenden Eizellen sind von geringerer Qualität, d.h. neigen zu Fehlern (sog. meiotische non-disjunction) im Moment der Befruchtung (siehe auch eigene Seite über Alter und Frucht­bar­keit).
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  • Rauchen: Nikotin führt beim Mann zu einer Verschlechterung aller Samenqualitäten (Zahl, Beweglichkeit, Beschaffenheit) sowie zu Schäden an der Erbsubstanz (Chromosomen). Bei Frauen wird die Eizellhülle (Zona pellucida) härter. IVF-Patientinnen, die rauchten, brauchten im Durchschnitt doppelt so viele Versuche bis zum Erfolg, und riskierten doppelt so häufig, dass die Behandlung erfolglos blieb. Dies gilt auch für Passivrauchen: in einer kanadischen Studie betrug die Erfolgsrate einer IVF-Behandlung bei Nichtraucherinnen 48%, bei Passivraucherinnen 20% und bei aktiven Raucherinnen 19%!
  • Ernährung und Gewicht: Es gibt keine fortpflanzungsfördernde Diät. Nachgewiesen ist, dass sowohl Übergewicht (Body Mass Index BMI > 25) als auch Untergewicht (BMI < 19) schädlich sind; auch Übergewicht des Mannes wirkt sich schädlich auf die Fruchtbarkeit aus. Eine massvolle Reduktion von Übergewicht ist sehr günstig, während tägliche sportliche Mammutprogramme und Profisport schädlich sind.
  • Kaffee: Bei Coffein lohnt es sich wahrscheinlich, den Kaffee-, Tee- oder Cola-Konsum auf weniger als eine Portion pro Tag zu beschränken. Dies gilt nur für Frauen, bei welchen regelmässiger Kaffeekonsum zu weniger Schwangerschaften und mehr Fehlgeburten führte, während bei Männern kein Nachteil entstand.
  • Alkohol: Die einzige umfassende Studie aus Kalifornien zeigte, dass Mann und Frau einen Monat vor einer IVF-Behandlung auf Alkohol verzichten sollten, weil sonst auch bei geringen Alkoholmengen die Erfolgsrate sinkt und Fehlgeburten zunehmen.
  • Sexuell übertragbare Infektionen: Ungeschützter Verkehr mit wechselnden Partnern kann bei Frauen zu - häufig unbemerkten - Infektionen der Eileiter führen, welche sich später auf die Fruchtbarkeit auswirken.
  • «Stress»: Unerfüllter Kinderwunsch an sich erhöht insbesondere bei Frauen das Stressniveau. Es ist aber nicht gesichert, dass dieser nicht völlig vermeidbare Stress die Erfolgsaussichten einer Behandlung verschlechtert.
  • Wahl der Verhütungsmethode: Nach hormoneller Verhütung mit Pille oder Hormonspirale kann es wenige Monate länger gehen, bis man schwanger wird. Die Dauer der vorherigen Verhütung spielt dabei keine Rolle. Für kurzfristige Verhütung sind somit Barrieremethoden wie Kondome geeigneter, und die "Pille" soll rechtzeitig abgesetzt werden.