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Ungewollter Urinverlust (Urin-Inkontinenz)

Ein häufiges und tabuisiertes Problem der Frau. Grundsätzlich unterscheidet man zwei Formen: den Urinverlust beim Husten, Lachen, Niesen (Belastungs-Inkontinenz) und den Urinverlust durch übermässigen Harndrang (Reizblase, siehe unten auf dieser Seite).

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Stress-Inkontinenz ist Folge einer Bindegewebsschwäche (Senkungszustand), zumeist als Spätfolge von mehreren und/oder schweren Geburten. Bei leichten Formen besteht die Behandlung zunächst in Beckenbodengymnastik unter Anleitung einer spezialisierten Physiotherapeutin. Die Erfolgsrate liegt um 50%, vorausgesetzt, dass man die Übungen diszipliniert und auf Dauer durchführt. Frauen, die nach wie vor Urin verlieren, schlagen wir eine einfache operative Korrektur vor. Vorher sollte die Blasenfunktion mit Messgeräten überprüft werden (urodynamische Abklärung bei unserem Praxispartner Dr. Niklaus Lang).

 

TVT-Operation (tension-free vaginal tape)

Hauptvorteil dieses in Schweden entwickelten und seit 1999 in der Schweiz allgemein angewendeten Operationsverfahrens ist die Durchführung in örtlicher Betäubung. Ein Kunststoffband wird von der Scheide aus links und rechts hinter dem Schambein geführt und spannungsfrei (tension-free) angezogen, bis die wache Patientin im Hustentest keinen Urin mehr verliert. Die Harnröhre wird lediglich unterstützt, um bei Belastungssituationen (Husten, Lachen, Niesen) nicht mehr abzusinken.

 

  

Links: Sicht von vorn auf das weibliche Becken mit Blase (rot), Geschlechtsorganen (dunkelblau) und Scheideneingang (unten). Das TVT-Band unterstützt den mittleren Teil der Harnröhre. Rechts: Dieselbe Situation von der Seite. Die Schambeinfuge ist das weisse Oval oberhalb der Blase. Das Band wird durch zwei kleine Schnitte im Schamhaarbereich hinausgezogen, «nach Mass» angespannt und unter Hautniveau abgeschnitten.

 

Das TVT-Band wird vom Körper angenommen und mit Bindegewebe umhüllt (es besteht aus dem gleichen Material - Prolene - wie die heute üblichen Netze in der Leistenbruch-Chirurgie). Die Erfolgsrate des Eingriffs liegt um 90%.

 

Patientinnen mit Spital-Zusatzversicherung können von mir in einer der Zürcher Privatkliniken mit der TVT-Methode operiert werden.

 

REIZBLASE (over-active bladder, OAB)

Eine Reizblase ist wie ein Kleinkind - wenn sie nicht ständig "erzogen" wird, gehorcht sie nicht und quält die Frau bereits bei kleinen Urinmengen mit ständigem Harndrang. Aus diesem Grund trinken viele Frauen zu wenig. Das Gegenteil ist richtig - man muss aus einem grossen Glas (3 dl) immer wieder trinken, um auf eine Trinkmenge von 2 bis 3 Litern pro Tag zu kommen. Folgen Sie nicht dem ersten Harndrang, sondern versuchen Sie, in regelmässigen Abständen von zuerst einer, dann eineinhalb, am Ende zwei Stunden Wasser zu lösen.

 

 

Oben: Unsere Nachbarn machen es richtig. Jeden Morgen wird für die ganze Familie ein genügender Vorrat Früchtetee gekocht, der bis zum Abend zu trinken ist!

 

Neben diesem sog. Blasentraining kann ich Ihnen wirksame Medikamente gegen Reizblase verschreiben. Bei Frauen in den Wechseljahren sollte als erstes ein Östrogen-Mangelzustand korrigiert werden; dies kann lokal (örtlich) mit Salben und/oder Zäpfchen oder systemisch (für den ganzen Körper) mit Tabletten oder Pflastern geschehen.

 

Zur Kontrolle des Behandlungserfolgs füllen Sie alle zwei Wochen ein Protokoll aus. Bitte messen Sie einen ganzen Tag die Trink- und Urinmenge, notieren die Trink- und Urinmengen mit Uhrzeit und nehmen die Notizen in die Sprechstunde mit.